"Legenden"
54. Deutscher Schmuck- und Edelsteinpreis

DAS THEMA:
„Legenden“
Es waren sowohl die Edelsteingestaltung als auch die Gestaltung eines Schmuckstücks aus Edelmetall und Edelsteinen erlaubt. Somit waren ungefasste Edelsteine, der Edelstein im Schmuckstück (hier durften nur Edelmetalle verwendet werden), das Edelsteinobjekt und die Edelsteinskulptur zugelassen. Die Verwendung von Synthesen war nicht erlaubt. Perlen durften nur in Verbindung mit Edelsteinen verwendet werden.
1. PREIS: THOMAS GIESEN
AACHEN, URKUNDE UND 4000 EURO
Edelsteinobjekt aus Bergkristall und Silber
Im Mittelpunkt der nach einhelliger Meinung der Jury besten Arbeit des diesjährigen Hauptwettbewerbs steht – was auf den ersten Blick überraschen mag – ein Schreibgerät, ein BIC–Kugelschreiber, wie ihn jeder kennt, allerdings als Unikat handwerklich vollkommen aus Bergkristall und Silber gefertigt und nachempfunden. Der Preisträger zu seiner prämierten Arbeit: „Meine Idee und der Entwurf ist eine Hommage an Marcel Bich, den Firmengründer von Société BIC. Es handelt sich um eine Legende der Schreibwaren, den BIC-Kugelschreiber, von dem weltweit mehr als 100 Milliarden Stück verkauft wurden. Er wird seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts produziert, auch heute noch werden täglich Millionen dieser Stifte verkauft und fast jeder kennt ihn. Die Arbeit ist nach meiner Idee entstanden, möglichst nah am Original zu bleiben und unter Verwendung des genannten Materials, die Nachhaltigkeit und den Schmuckgedanken des Objekts zu unterstreichen.“ Jurorin Christine Chen zeigte sich tief beeindruckt: „Ich denke, dass diese Arbeit weit über den Tellerrand hinaus schaut. Die kreative Umsetzung des Wettbewerbsthemas ist überaus mutig und gewitzt zugleich. Dieser legendäre Kugelschreiber aus Bergkristall hat einen starken Eindruck bei mir hinterlassen, er steht zurecht an der Spitze der prämierten Arbeiten.“ Jurykollege Julian Schmitz-Avila ergänzt: „Mit Schreibutensilien werden seit Jahrtausenden alle wichtigen Dinge festgehalten und dies nun auf einer schönen und sehr innovativen Art und Weise in Bergkristall und Silber verarbeitet – diese Wettbewerbsarbeit spricht mich total an, ich finde sie wirklich super!“

2. PREIS:
MAIKE SJÅFJELL, OSLO, NORWEGEN, URKUNDE UND 2500 EURO
Anhängerschmuck aus Roségold und Diamanten
„The Little Treasure“ hat die Preisträgerin ihren handwerklich herausragenden Anhängerschmuck genannt, welcher den mittelalterlichen Mythos um die ewige Suche nach dem legendären heiligen Gral aufgreift. „Der große Anhänger ist eine Assoziation an die Kuppa eines Kelches und steht symbolisch für den heiligen Gral. Seine zylindrische Hauptform macht ihn zu einem Handschmeichler – einem haptischen Genuss. Das Design der Verzierungen ist durch architektonische Stilelemente des Mittelalters inspiriert worden“, erläutert die Preisträgerin. „Das Collier soll seine Trägerin emotional berühren. Es soll ihr das Gefühl geben, etwas Einzigartiges und Besonderes zu sein, da sie einen verborgenen Schatz mit sich trägt, der nur offenbart wird, wenn sie ihn preisgeben möchte. Jurorin Ming Lampson war von der hohen Symbolkraft dieses kostbaren Anhängerschmucks begeistert: „Man sucht etwas, um es später aufzubewahren, weil es uns viel bedeutet und für uns wertvoll ist und man möchte es bei sich tragen.“ Die Jury, die von dem mit fast 100 Brillanten opulent besetzen Anhängerschmuck mit seiner bezaubernden Wirkung fasziniert war, entschied einstimmig.

3. PREIS:
NINA VALLERIA KUNZ, Idar-oberstein, URKUNDE UND 1500 EURO
Anhängerschmuck aus Gelb– und Weißgold, Silber sowie Diamanten, Rubinen und Saphiren
Inspiriert wurde die Preisträgerin zu diesem beidseits tragbaren Anhänger von der Legende Jeanne d´Arc – auch als Jungfrau von Orléans bekannt –, einer der faszinierendsten Personen des Mittelalters. „Ihre Geschichte ist bis heute ein leuchtendes Beispiel dafür, dass weder Herkunft noch Geschlecht den Wert eines Menschen für seine Gesellschaft bestimmen sollten und dass eine starke Überzeugung, Entschlossenheit, Mut und Weitsicht vieles unerreichbar Scheinende möglich machen können“, beschreibt die Preisträgerin ihre Gedanken zur Arbeit. Auf der einen Seite des Anhängers befindet sich im Fokus ein von Diamanten umrahmtes Auge mit einer Iris aus gelbem Saphir, welches die Erfolge und Taten von Jeanne d´Arc symbolisieren soll. Die „Kehrseite“ widmet sich demgegenüber thematisch ihrem späteren Schicksal und Tod. Im Zentrum befindet sich hier das Gesicht einer jungen Frau, welches von einem Gewirr aus Schlangen umgeben ist. Jury Mitglied Saskia Kühnel lobte die „feine und gelungene Auswahl der tollen Farbedelsteine und die drehbare Blüte in der Mitte“ ebenso wie die „zweiseitige Tragbarkeit dieses hervorragend gefertigten und konzeptionell überzeugenden Schmuckstücks.“ Die Jury entschied auch hier einstimmig.

BELOBIGUNG:
MAIKE SJÅFJELL, OSLO, Norwegen, URKUNDE UND 500 EURO
Anhängerschmuck aus Roségold mit Diamanten
Dieses Schmuckstück ist eine Hommage an die bedeutendste Sopranistin aller Zeiten: Maria Callas, deren einzigartige Stimme und außergewöhnlicher Tonumfang sie weltberühmt machten. Der Violinschlüssel steht als Symbol für ihre Liebe zur Musik. Dessen Design ist geprägt durch eine besondere Grazilität und Feminität, die auch Maria Callas ausstrahlte. Die Diamanten sind Sinnbild für Maria Callas enorme Brillanz und für die Reinheit ihrer Stimme“, so die Beschreibung der Preisträgerin. Juror Frank Frühauf lobte die gute Tragbarkeit dieser wunderschönen Arbeit, mit der handwerklich fabelhaft ein sehr sinnlich anmutender und überaus ästhetischer Halsschmuck geschaffen wurde.
Die Jury sah auch hier das Wettbewerbsthema ausgezeichnet getroffen und entschied einstimmig.

BELOBIGUNG:
bernd Stephan, idar-oberstein, URKUNDE UND 500 EURO
Ring aus Gelbgold, Ametrin und Perlmutt
„Liebe auf den ersten Blick“ hat der Preisträger seinen handwerklich meisterhaft gearbeiteten Ring betitelt und erläutert dazu: „Als der indische Großmogul Schah Jahan zum ersten Mal seine Frau Mumtaz Mahal erblickte, wusste er sofort, dass er nur diese Frau für immer lieben würde. Als diese dann bei der Geburt ihres 14. Kindes verstarb, versprach er ihr am Sterbebett, das schönste Mausoleum der Welt zu errichten und begann den Bau des legendären Taj Mahals. Dieses Mausoleum gilt als Symbol für die Kraft der ewigen Liebe und beeindruckt durch eine perfekte Symmetrie“. Im Mittelpunkt der Arbeit steht ein brasilianischer und von hinten gravierter Ametrin. Mit seinen vortrefflich geschliffenen Spiegel- Facetten, leuchtet er in den Farben der Fassade des Taj Mahals, das je nach Sonnenstand mal rosa violett, mal goldgelb schillert. Jurorin Christine Chen hob die gelungene Auseinandersetzung mit dem Wettbewerbsthema dieser sehr ausgereiften Arbeit hervor. „Die Fassung dieses Rings hat einen lebendigen Raum gelassen, so dass mehr Licht durch den Ametrin gelangt und die Details auf der Gravur des Edelsteins eindrucksvoll in Szene setzt. Die Jury entschied einstimmig.

BELOBIGUNG:
maja houtmann, utrecht, niederlande, URKUNDE UND 500 EURO
Ring aus Silber und Lapislazuli
„Tritons Muschelhorn“ hat die Preisträgerin ihre filigrane Kreation genannt, bei der durch die blauen Lapislazuli-Perlen ein atemberaubendes tiefes Blau im Kelch des Ringes entsteht und zu dem sie erläutert: „Poseidons Bote Triton kreuzt durch das Reich seines Vaters, um Nachrichten an die Seeleute zu übermitteln. Er reist auf dem Rücken der Meerestiere und reitet auf den Wellen und verkündet über sein Muschelhorn, dessen Klang mit dem Rauschen der Wellen verbunden ist. Indem er in das Horn bläst, kann Triton die Wellen des Meeres besänftigen“. Jurorin Natalie Ruppenthal-Völker lobte die technisch schwierige, aber dennoch handwerklich kompromisslos gelungene Umsetzung des gestellten Wettbewerbsthemas, bei der Edelsteine in einem grazilen Geflecht aufgefädelt wurden und dadurch ein sehr gut tragbarer Ring entstand, der sich an den Finger schmiegt. Die Jury entschied einstimmig.
Fotos: CH-Photodesign Cornelia Heinz, Idar-Oberstein